Prof. Dr. A. A. Bispo, Dr. H. Hülskath (editores) e curadoria
científica
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No. 79 (2002: 5)
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© Foto: H. Hülskath, 2002 Archiv A.B.E.-I.S.M.P.S. |
INTERNATIONALER KONGRESS
EURO-BRASILIANISCHER STUDIEN 2002
1. Phase: Gebiete deutscher Einwanderung in Rio Grande do Sul
Der erste Teil des Kongresses Euro-Brasilianischer Studien 2002
sollte die jahrzehntelangen Arbeiten zu Immigrationsfragen unter
besonderer Berücksichtigung der deutsch-brasilianischen Beziehungen
der Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
sowie des Instituts für Studien der Musikkultur des portugiesischen
Sprachraumes und derer Vorgängerorganisationen fortsetzen. Dabei
sollte an das 30-jährige Bestehen des Programms zur Kulturforschung
deutscher Bevölkerungsgruppen Brasiliens gedacht werden, das 1972
mit Studienreisen und Begegnungen in Kolonisationsgebieten von
Espírito Santo, Bahia, Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do
Sul initiiert wurde. Von den zahlreichen Forschungsreisen und
Projekten sei hier nur an die Untersuchung der Bambus-Orgel von
São Leopoldo gedacht, die 1981 durchgeführt und 1988 veröffentlicht
wurde.
Beim Kongreß "Brasil-Europa 500 Jahre: Musik und Visionen" wurde
eine Ausstellung zum Thema Kultur deutscher Immigranten in Brasilien
organisiert. Im Jahr 2000 wurden vorbereitende Reisen des Brasilianischen
Instituts für Musikwissenschaftliche Studien zu mehreren Städten
der Staaten Paraná und Santa Catarina durchgeführt; es war zunächst
geplant, eine Eröffnungssitzung in Foz do Iguaçú zu realisieren.
Im Jahr 2001 wurden Untersuchungen über die Geschichte deutsch-brasilianischer
Beziehungen in Kultur und Wissenschaft durchgeführt und vor allem
die Rolle von Ivo Dane - dem Begründer des Portugiesisch-Brasilianischen
Instituts der Universität zu Köln - anhand von Original-Unterlagen
behandelt.
Im März des Jahres 2002 kam die Vorsitzende des Vereins "Singe
und tanze mit uns" aus Nova Leopoldo, Frau Prof. Dr. Helena de
Souza Nunes, zusammen mit Herrn Rodrigo Schramm zu einem Vorbereitungstreffen
zum Sitz des Brasilianischen Instituts für Musikwissenschaftliche
Studien nach Joanópolis, São Paulo. Auf Grund der dort verabredeten
Thematik und des eingehend geplanten Programms wurden anschließend
die letzten Vorbereitungen an Ort und Stelle getroffen, auch wenn
wegen unvorhergesehener Umstände mehrere Veränderungen vorgenommen
werden mußten.
Die Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
wurde von der Regierung des Bundesstaates Rio Grande do Sul zur
Durchführung des 1. Teiles des Kongresses Euro-Brasilianischer
Studien 2002 durch ein offizielles Schreiben der ersten Dame des
Staates, Frau Judith Dutra, willkommen geheißen. Die Brasilianische
Bischofskonferenz unterstützte durch das Erzbistum Porto Alegre
und das Bistum São Leopoldo ausdrücklich die Veranstaltung und
sendete Vertreter und Experten. Für die Organisation der Arbeit
stellte sich dankenswerterweise u.a. die Abteilung für Organisation
von Projekten der ULBRA zur Verfügung. Einige Tage vor dem Beginn
des Kongresses kam der Vorsitzende der Akademie nach São Leopoldo,
um mit den Organisatoren unter Leitung von Frau Prof. Dr. Helena
de Souza Nunes und Herrn Rodrigo Schramm an Ort und Stelle die
letzten Fragen zu besprechen und Maßnahmen zu treffen. Es war
ihm ein Bedürfnis, als erstes der Kulturgesellschaft Gramado einen
Besuch abzustatten.
Der Kongreß wurde am 15. September mit einem feierlichen Amt eingeläutet,
das in der Kirche von Gramado um 18:00 Uhr zelebriert wurde. Die
Messe wurde von Chor- und Instrumentalensembles aus Gemeinden
in der Umgebung von Gramado musikalisch gestaltet. Bei dieser
Feier erläuterte der Vorsitzende der Akademie Brasil-Europa die
Ziele des Kongresses und dessen Einbettung in die Geschichte der
kulturellen und wissenschaftlichen Arbeiten auf internationaler
Ebene, die seit Jahrzehnten durchgeführt werden. Auch hob er die
Ziele des 5. Internationalen Symposiums zu kirchenmusikalischen
Fragen hervor, das zum Thema der offiziellen Brüderlichkeitskampagne
der Brasilianischen Bischofskonferenz und aus Anlaß des 25-jährigen
Bestehens des Indianer-Missionsrates veranstaltet wurde.
Vorsitzende der ACDG/Presidente da ACDG
Um 19:30 Uhr wurde der Kongreß mit einem Festakt im Auditorium
des Kulturhauses von Gramado offiziell eröffnet. Eröffnungsworte
wurden von der Vorsitzenden des Vereins "Singe und tanze mit uns"
gesprochen. Es wurden anschließend die Willkommensgrüße von Bürgermeistern
und Vertretern der Kulturämter der mitbeteiligten Städte vorgetragen:
Gramado, Nova Petrópolis und Dois Irmãos. São Leopoldo war durch
den Rektor der Theologischen Hochschule der Evangelischen Universität
lutherischen Bekenntnisses Brasiliens vertreten, der in seinem
Grußwort die Bedeutung der Musik für die Universitätsarbeit hervorhob.
Die Stadt Nova Petrópolis schickte auch die Hauptvertreterin der
Folklore-Gruppen der deutsch-brasilianischen Kreise, die die Relevanz
der Musik für die Kulturidentität der Deutsch-Brasilianer betonte
und den Wunsch aller Traditionsgruppen übermittelte, der Kongreß
möge eine neue Phase der internationalen Zusammenarbeit begründen.
Die Kulturgesellschaft Gramado, vertreten durch den Leiter des
Jungendhauses der Stadt, hob die Bedetung des Verbandes deutsch-brasilianischer
Zentren Brasiliens und die idealistische Arbeit von Theo Klein
hervor, der über Jahrzehnte die deutsch-brasilianischen Beziehungen
an Ort und Stelle aufbaute.
Boas vindas da Cidade de Gramado
In seinem Grußwort, das vorgelesen wurde, hob der Direktor des
Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Bonn, Prof. Dr.
Erik Fischer, die Bedeutung und die Perspektiven einer kulturwissenschaftlich
orientierten musikwissenschaftlichen Forschung hervor. Die Brasilianische
Bischofskonferenz, vertreten durch P. Victor Hugo Erard, betonte
die ökumenische Orientierung des Kongresses, die aus seinem Programm
ersichtlich wird und die sie grundsätzlich unterstützte und für
wichtig erachtete. Es folgten die Grundsatzvorträge des Vorsitzenden
der Akademie Brasil-Europa und der Initiatorin des Projekts "Singe
und tanze mit uns". Die Sitzung wurde von instrumentalbegleiteter
Chormusik musikalisch mit Kompositionen umrahmt, die im Rahmen
dieses musikpädagogischen Projekts entstanden waren. Ein Festessen
schloß den Eröffnungstag des Kongresses ab.
Für den ersten Arbeitstag des Kongresses am 16. September waren
zwei Sitzungen im Konferenzsaal des Kulturzentrums von Gramado
vorgesehen. Die erste Sitzung wurde von Herrn Dr. André Daniel
Lichter geleitet, die deutschen Übersetzungen oblagen Frau Bettina
Lichter. An erster Stelle stand der Vortrag der Vorsitzenden der
Gesellschaft für Volkskunde von Rio Grande do Sul, Frau Prof.
Dr. Marie Rose Agrifollio, die an der Bundesuniversität des Staates
akademische Arbeiten orientiert, die sich mit Kulturkomplexen
der Region befassen. Sie erläuterte das großangelegte kulturgeschichtliche
Projekt der Erhebung von Institutionen und Namen der deutschen
Einwanderungsgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der
Musik. Ihr folgten als Referenten andere Mitglieder der Gesellschaft
für Volkskunde von Rio Grande do Sul, namentlich Herr Antonio
Frison und Frau Christina Rolim Wolffenbüttel.
Zwei Themenbereiche und Forschungsprojekte wurden hier dargestellt,
nämlich die Entdeckung und Aufwertung der musikalischen Säge als
eine besondere Erscheinung aktueller Volkskunde und Alltagskultur
in Rio Grande do Sul und die Frage der Permanenz und Wandlung
des deutschen Brauchtums in den Siedlungsgebieten der Gegenwart
am Beispiel des Neujahrschießens. Wichtige Fragen der aktuellen
kulturwissenschaftlichen Forschung in Rio Grande do Sul unter
der Sicht der Volkskunde und der Erforschung des Folklorisierungs-Prozesses
sowie der Rolle Deutschstämmiger bei der kulturgeschichtlichen
Formung der Gaúcho-Identität wurden mit diesen drei Vorträgen
der Vertreter der Gesellschaft für Volkskunde angesprochen und
diskutiert. Dieser Teil der Tagung schloß Musikdarbietungen des
Hauptvertreters der aktuellen Säge-Musik mit ein.
Beim zweiten Teil der ersten Sitzung wurden Referate über die
gegenwärtigen Kulturinitiativen deutsch-brasilianischer Kreise
gehalten. Herr Dieter Kleine stellte als Vorsitzender der Kulturgesellschaft
Gramado Geschichte und Zielsetzung der Institution sowie die heutige
Arbeit dar. Anschließend stellten sich er und sein Vorgänger in
der Leitung dieser Einrichtung den Fragen der Kongreßteilnehmer.
Eine besondere Aufmerksamkeit wurde der Musikabteilung dieser
Gesellschaft geschenkt, die von Frau Liane Rübenich erläutert
wurde. Diese Abteilung, die zwar erst vor kurzem - wohl unter
dem Eindruck der geplanten Realisierung des Kongresses in der
Region - gegründet worden war, stellte sich als Aufgaben vor,
die dort aufbewahrten Partituren zu sichten und zu katalogisieren.
Es folgte die Erläuterung eines praktischen Projekts im Rahmen
der musischen Erziehung von Kindern und jungen Menschen, das von
Iran da Silva entwickelt wird. Es geht dabei um die Förderung
der Orchesterpraxis im Rahmen der musikalischen Früherziehung
und Grundausbildung, wobei eine spezielle Methode entwickelt wird.
Am Schluß dieser Sitzung stellten sich die aktuellen Probleme
des kulturidentifikatorischen Wandels bei Brasilianern mit deutscher
Abstammung mit beeindruckender Deutlichkeit beim Vortrag von Frau
Luciana Press dar, die nach Erfahrungen in einer Samba-Schule
Fragen hinsichtlich der Musikerziehung in Brasilien aufwarf.
Eine besondere Hervorhebung gebührt den Projekten, die das Verhältnis
zwischen Philosophie und Musik betreffen. Der Dirigent Ronel Alberti
da Rosa erläuterte ausführlich Werdegang, Ziel und Fortentwicklung
der Arbeiten zur Bekanntmachung von Musikkompositionen Nietzsches
in Brasilien. Ein Teil von deren Aufführungen im Rahmen des Projektes
wurde auf der CD "Nietzsche durch das Ohr" veröffentlicht, ein
anderer Teil wurde für den Soundtrack des Films "Nietzsches Tage
in Turin" verwendet.
Für die zweite Sitzung, die am Nachmittag dieses Kongreßtages
im Kulturhaus Gramado stattfand, standen Beiträge europäischer
Kongreßteilnehmer auf dem Programm, die die brasilianischen Teilnehmer
über Projekte und Initiativen informierten, die in den letzten
Jahren im Rahmen des Trienniums in Europa durchgeführt werden.
Die Berücksichtigung medialer Fragen in transnationalen Zusammenhängen
im Rahmen des Kongresses wurde durch den Vortrag von Frau Brigitte
Berger-Bäcker ermöglicht, die die Situation der Musik Brasiliens
in der internationalen Arbeit des West-Deutschen Rundfunks behandelte.
Frau Elena Schwenzel berichtete über Projekte, die darauf abzielen,
die Geschichte deutsch-brasilianischer Beziehungen revisionistisch
aufzuarbeiten, da sie allzu stark mit bedenklichen politischen
Entwicklungen des 20. Jahrhunderts zusammenhängt. Diese Relektüre
von Werken der deutsch-brasilianischen Geschichtsschreibung erscheint
für eine Neuorientierung der kulturwissenschaftlichen Forschung
von wesentlicher Bedeutung, da diese sich vielfach nicht kritisch
genug mit von privaten Kreisen geförderten deutsch-brasilianischen
Beziehungen und Organen auseinandersetzt. Herr Peter Rodekuhr
stellte einige der Ergebnisse der internationalen Kolloquien der
Jahre 2000 und 2001 dar und thematisierte dabei besonders das
Problem des neu zu reflektierenden Verhältnisses zwischen Nationalismus
und Universalismus in der Kultur. Diese Gegenüberstellung, die
bisher die Diskussion vor allem im Bereich der Literatur-, Musik-
und Kunstästhetik beherrschte, erscheint angesichts der aktuellen
Fragestellungen hinsichtlich Wandel von Kulturidentitäten nicht
mehr zeitgemäß.
Von den Forschern aus Rio Grande do Sul selbst wurden zwei aktuelle
Projekte besonders hervorgehoben. Die Organistin Anne Schneider
stellte ihre Arbeit der Erhebung der Orgeln von Rio Grande do
Sul dar, die nicht nur musikhistorisch orientiert ist, sondern
auch konkret die Bereicherung des Musiklebens und die Weckung
des Bewußtseins für die Erhaltung der Musikinstrumente zum Ziel
hat. Im Namen der Universität FEEVALE erläuterte die Pressereferentin
dieser Einrichtung deren neuartige Erziehungskonzeption, in der
die Musik eine besondere Rolle spielt.
Die Konzeptionen regionaler Institutionen über Sinn und Methode
theoriegeleiteter Arbeit wurden von Frau Laura Schmidt Silva dargestellt.
Sie legte die von den praktischen Bedingungen und Kontingenzen
geforderte Entwicklung des Denkens dar, die dazu führte, daß die
Perzeption in erster Linie als Wahrnehmung des Selbst bei der
Teilnahme an Gruppendarstellungen aufgefaßt wird.
Der zweite Arbeitstag des Kongresses fand in der Stadt São Leopoldo
statt. Er begann mit einer Begegnung im Studienzentrum des früheren
Colégio Cristo Rei mit der Besichtigung der dortigen Bambus-Orgel.
Dabei wurden die Geschichte der Anwendung von landseigenen Materialien
im Instrumentenbau, die Geschichte der Bambus-Orgel in der Mission
des Westens und des Ostens sowie die Bedeutung des Instruments
von São Leopoldo im übernationalen Kontext dargestellt.
Anschließend wurden die Kongreßteilnehmer im Musiksaal des Musikinstituts
der Hochschule für Theologie der Evangelischen Universität lutherischen
Bekenntnisses von ihrem Rektor und von Direktor Dr. André Daniel
Lichter empfangen. Dabei wurden die Geschichte und die Arbeitsweise
der Institution erläutert. Es folgte eine Sitzung über ökumenische
Hymnologie. Dabei sprach als Vertreter der Musikkommission der
Brasilianischen Bischofskonferenz Schw. Neuza Bressiane. Von evangelischer
Seite referierten u.a. Herr Marcos Klabunde über das Choralbuch
und die Pflege traditioneller Hymnen bei den zukünftigen Mitarbeitern
des IECLB. In einem vielbeachteten Referat von Cleonir Zimmermann
wurde die Konzeption verteidigt, nach der es keinen Sinn macht,
von theologischen Grundlagen der Musik zu sprechen. Dagegen sollte
Theologie als Teil einer "Symphonik" verschiedener Formen des
Wissens aufgefaßt werden. Die Sitzung wurde mit einem Vortrag
von Dr. Alfons Weller beendet, der einen ausführlichen Bericht
über Geschichte, Stand und Entwicklung der hymnologischen Forschung
in Europa darbot.
Am Nachmittag und am Abend des 17. Septembers fanden die Arbeiten
des Kongresses in der Stadt Nova Petrópolis statt, deren Organisation
vor allem Frau Yedda Miachaelsen übernommen hatte. Die Kongreßteilnehmer
wurden unter Führung des Repräsentanten des Kulturamtes der Stadt
durch den Einwanderer-Park geleitet. Sinn, Geschichte und Bedeutung
dieses Parks für die Kultur der Region wurden eingehend dargestellt
und besprochen. Die einzelnen Gebäude, die wichtige Momente der
deutschen Einwanderung markieren, wurden besichtigt. In dem wiedererrichteten,
mit historischen Requisiten ausgestatteten Tanzraum hielt der
angesehenste Geschichts- und Heimatforscher von Nova Petrópolis
einen Vortrag, in dem die Geschichte der Siedlung und ihre Entwicklung
unter den verschiedenen politischen Umständen des 20. Jahrhunderts
dargestellt wurden. Anschließend fand eine Führung durch das Museum
für Volkskunde mit seiner reichhaltigen Sammlungen von Gegenständen
des Alltagslebens statt. Dabei wurden Ziele, Probleme, Berechtigung
und veränderte Methoden der museologischen Projekte in Immigrationszusammenhängen
diskutiert.
Im Haus der Freundschaft von Nova Petrópolis wurden abends die
Kongreßteilnehmer vom Bürgermeister der Stadt sowie vom Kulturamtsleiter
und von Vertretern verschiedener Volksgruppen begrüßt, die die
Bedeutung des Kongresses für die Entwicklung der internationalen
Beziehungen in Kultur und Wissenschaft hervorhoben. Durch die
neuen Fragestellungen und Methoden ist eine Erneuerung der Zusammenarbeit
über Grenzen zu erwarten. Der Vorsitzende der Akademie Brasil-Europa
hielt einen Vortrag, in dem er die Geschichte euro-brasilianischer
Beziehungen in Kultur und Wissenschaft skizzierte und daraus die
Notwendigkeit einer epistemologischen Reflexion und konzeptionellen
Aktualisierung vor allem für Kulturkomplexe ableitete, die von
Mitteleuropäern in früher von den iberischen Ländern kolonisierten
Regionen bestimmt werden. Darbietungen von Chören, Theaterdarstellungen
und Aufführungen von mitteleuropäischen Volkstänzen mit Vorführung
von Trachten verschiedener Volksgruppen umrahmten den festlichen
Empfang. Hervorzuheben sind die Vorstellungen des Männergesangvereins
von Linha Olinda 1891, der "Jungen Immigranten aus Böhmen" , des
"Frohsinn" von Pirajá sowie die Darstellungen eines Kolonialfestes
in Linha Araripe und der Einwanderung der Familie von Adolph und
Jacob Michaelsen.
Am dritten Arbeitstag des Kongresses, den 18. September, fanden
die Sitzungen erneut im Kulturzentrum der Stadt Gramado statt.
Im Mittelpunkt des Interesses stand das Verhältnis zwischen Wissenschaft
und Praxis der Kulturformung unter besonderer Beachtung von didaktischen
Projekten. Frau Prof. Dr. Helena de Souza Nunes erläuterte das
Projekt "Engelsweihnachten" , das sie angesichts der außerordentlichen
Bedeutung des Weihnachtsfestes in den Kulturen der Städte deutscher
Immigration als eine musikpädagogische Arbeit in den Schulen der
Stadt Dois Irmãos entwickelte, die von der Öffentlichkeit stark
angenommen wurde. Im Sinne dieser Arbeit folgten Referate von
Hilária Kreuz, Karen Volkmann, Daniele Bazann Lacerda, Rodrigo
Schramm und Edson Ponick.
Am Ende dieses Arbeitstages wurde ein Ausflug zum Naturpark Caracol
im Ferradura-Tal und zur Stadt Canela unternommen. In einem zum
Museum hergerichteten Kolonistenhaus bei Caracol wurden bei einem
"Kolonial-Kaffee" die Eindrücke der letzten Sitzungen besprochen.
Um 19:30 Uhr fand anschließend der festliche Schlußakt der ersten
Phase des Kongresses im Kulturhaus von Gramado statt. Ein Konzert
für Gitarre und Deklamation zeigte aktuelle Tendenzen künstlerischer
Auseinandersetzungen mit der Gaúcho-Tradition in ihrer Vielfalt.
Der Chor der FEEVALE trug unter der Leitung von André Daniel Lichter
Werke brasilianischer Komponisten vor. Anschließend wurde eine
musikalische Verbrüderungsaktion organisiert, die von Liane Rübenich
geleitet wurde.
Da publicação:/Aus der Veröffentlichung:
Musik, Projekte und Perspektiven. A.A. Bispo u. H. Hülskath (Hgg.).
In: Anais de Ciência Musical - Akademie Brasil-Europa für Kultur-
und Wissenschaftswissenschaft. Köln: I.S.M.P.S. e.V., 2003.
(376 páginas/Seiten, só em alemão/nur auf deutsch)
ISBN 3-934520-03-0
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