Herr Hélio Melo wirkt vor allem durch seine persönliche Ausstrahlung als seine eigenen Werke erläuternder Künstler und durch die gesungene Erzählung des von ihm Erlebten. Er ist in gewisser Hinsicht mit dem bekannten, ermordeten Chico Mendes zu vergleichen. Durch sein Charisma und seine Erscheinung gewinnt er die Menschen für die Sache.

Während einer Forschungsreise durch Amazonien habe ich in Rio Branco, der Hauptstadt von Acre, Herrn Helio Melo - der als der Vertreter der Volkskultur Acres schlechthin geradezu von allen Schichten der Bevölkerung verehrt wird - kennengelernt, von dessen Persönlichkeit ich sehr beeindruckt war. Er ist in einem Dorf von Kautschuksammlern aufgewachsen und arbeitete dort mehrere Jahre, so daß er ein profunder Kenner der Volkskultur Amazoniens ist, was in seinem vielfältigen Werk zum Ausdruck kommt. Für seine Zeichnungen stellt er selbst die Farben unter Verwendung von Produkten des Waldes her und seine Bilder sind von Motiven des Urwaldes, mythologischen Sinnbildern der Indianer und brasilianischen Volkstraditionen geprägt. Aus ihnen spricht in ausdrucksvoller Weise eine Anklage gegen die verantwortungslose Vernichtung der Kautschuck- und Kastanienbäume sowie des Waldes im allgemeinen mit allen ihren Konsequenzen für die Menschen. Diese seine Erfahrung teilt Herr H. Melo auch in den von ihm selbst hergestellten Publikationen - obwohl er kaum Schulbildung genoß - und vor allem auch in selbst komponierten Liedern mit, bei denen er sich selbst auf der Geige oder auf der Gitarre begleitet, obwohl er nie Musikunterricht erhielt. Als Instrumentalist wirkt er bei den Sonntagsmessen des Domes von Rio Branco mit. Herr H. Melo ist durch seine Erscheinung und Ausdrucksweise in der bildenden Kunst, in der Musik und in seinen Schriften ein außerordentlich glaubwürdiger und gewinnender Vertreter der Volkskultur Acres und wie kaum ein anderer berechtigt, sich über die heutigen ökologischen, sozialen und kulturellen Probleme der Region zu äußern.