Prof. Dr. A. A. Bispo, Dr. H. Hülskath (editores) e curadoria
científica
© 1989 by ISMPS e.V. © Internet-edição 1999 by ISMPS e.V. © 2006
nova edição by ISMPS e.V.
Todos os direitos reservados
»»» impressum -------------- »»» índice geral -------------- »»» www.brasil-europa.eu
N° 73 (2001: 5)
Brasil 2001 ZUR ERÖFFNUNG EURO-BRASILIANISCHER ARBEITEN IM 21. JAHRHUNDERT 9.-11. Februar 2001
|
Zum Beginn des 21. Jahrhunderts
STETS SCHWANKEND ZWISCHEN UNIVERSALEN KLÄNGEN
Mário de Andrade
Wer auch immer irgendeinen Gesang unserer Indianer hört, die wenig durch den Kontakt mit dem Weißen beeinflußt sind, erhält sogleich jenen Eindruck des Fremdartigen, den Luciano Gallet und ich hatten, als wir die im Nationalmuseum aufbewahrten Phonogramme hörten. Zunächst fühlt man sich völlig entfremdet. Man hat das unmittelbare Gefühl, daß die Indianer andere als unsere Töne verwenden. Dies erklärt sich dadurch, daß die wichtigste, vielleicht die verbreitetste Eigenart der Gesangsweise unserer Indianer in einem konstanten Oszillieren zwischen Klängen besteht, die weltweit verwendet werden. Der Gesang entfaltet sich durch Annährungen an diese erkennbaren Töne, völlig verhüllt von einer konfusen nasalen Ausdrucksweise, indem systematisch schleppende Portamenti, willentliche Unbestimmtheiten der Intonation verwendet werden, so daß ein wahrhafter Klangnebel entsteht, innerhalb dessen die Linie der Melodie schwer erkennbar ist.
Wer auch immer einen Eindruck, eine ungefähre Kenntnis der Art und Weise des Singens unserer Eingeborenen erhalten möchte, der sollte die kollektiven Gesänge unserer Landsleute im Landesinneren von São Paulo hören, die Tänze des Heiligen Kreuzes in Carapicuíba, die Antworten des Arbeitsgesanges, das vokale Einstimmen der ländlichen Sambas oder des Moçambique-Tanzes. Diese Ausdrucksformen der Volkskultur mit ihrer klanglichen Unbestimmtheit der Melodie vermitteln einen annähernden Eindruck vom Intonationsvorgang der Amerindios Brasiliens.
Übrigens scheint dieseArt der Intonation, die von allen Reisenden, Ethnographen und Musikforschern festgestellt wurde, die den Gesang unserer Indianer gehört haben, allen Amerindios der verschiedenen Teile des amerikanischen Erdteiles eigen zu sein.
"Quarto de Tom. O Estado de São Paulo, 16 de abril de 1939. Discutido no I° Congresso Brasileiro de Musicologia. Publicado em Correspondência Musicológica 22- 2(1993), 5-7.
(Trad. A.A.B.)